#92: Feldarbeit im ruralen Nepal: Reflektion zu Positionalität, Verantwortung und Rollen
Im Februar dieses Jahres trat ich im Rahmen meiner Masterarbeit eine Reise nach Nepal an. Im Gepäck: ein grobes Forschungskonzept, ein paar Adressen, viele Fragezeichen, grosse Vorfreude, aber nur eine vage Vorstellung davon, was mich eigentlich erwarten würde.
-
- Unterwegs mit meiner Forschungsassistentin Anjila (links) in der Machhapuchhre-Region.
Meine Arbeit befasst sich mit sogenannten Homestays als eine Form von Empowerment von Frauen. In den letzten Jahren hat diese Tourismusart in Nepal enorm an Beliebtheit gewonnen. Vor allem in ländlichen, abgelegenen Gebieten soll die Beherbergung in privaten Haushalten sowohl aus- als auch inländischen Gästen ein besonders authentisches Erlebnis bieten. Mich interessiert hierbei vor allem, was diese Entwicklung für die lokalen Frauen bedeutet.
- Wie empfinden sie diese zusätzliche Einkommensmöglichkeit, die in ihrem häuslichen Umfeld angesiedelt ist?
- Welche direkten Auswirkungen des neuen Tourismustrends auf ihren Alltag erleben sie?
- Wie sieht die Rolle der Männer aus?
- Trägt Homestay-Tourismus in dieser Form nachhaltig zum Empowerment von Frauen in einer patriarchalen Gesellschaft bei?
Für meine qualitative Studie besuchte ich zehn Dörfer in der Machhapuchhre-Region in den hügeligen Ausläufern des Himalayas nördlich von Pokhara. Dort interviewte ich insgesamt 16 Frauen, die ein Homestay-Business führen, zu ihren Erfahrungen.
Sarah Speck, Co-Betreuerin meiner Masterarbeit, hatte für ihr Dissertationsprojekt im selben Gebiet Feldforschung durchgeführt. Nicht nur konnte ich bereits im Vorfeld von ihrer Verbindung zur Region profitieren, auch ermöglichte es nach meiner Rückkehr einen spannenden Austausch über unsere Felderfahrungen als Frauen in einem kulturell und sprachlich fremden Umfeld.
Besonders interessant war hierbei die Reflektion über die Zusammenarbeit mit unseren Forschungsassistentinnen, welche uns vor Ort als Dolmetscherinnen und Guides zur Seite standen. Wir beide erlebten diese Arbeitsbeziehung in Bezug auf Hierarchie, Verantwortung und Rollenteilung als überraschend komplex und facettenreich.
Der Erfolg solcher Forschungsprojekte hängt stark von den Bemühungen der Feldassistentinnen ab, dennoch bleiben ihre Erfahrungen und Meinungen in den schriftlichen Endprodukten oftmals weitgehend ungenannt. Dieser Umstand verdeutlicht Privilegien, welche wir als Forscherinnen aus dem globalen Norden besitzen und regt an, sich näher mit der eigenen Positionalität auseinanderzusetzen. Eine Reflektion über sowohl unsere Rolle als Forschende als auch diejenige der Assistierenden, welche fortwährenden Veränderungen und Anpassungen an den gegenwärtigen Kontext unterliegt, erscheint besonders relevant.
Die neueste Ausgabe der Feministischen GeoRundmail (Nr. 83) steht im Zeichen solch konkreter Erfahrungen aus der Forschungspraxis: Feminist research practice in geography: Snapshots, reflections, concepts. In unserem Beitrag (PDF, 210 KB) berichten wir näher über unsere Erfahrungen mit Feldarbeit in Nepal.
Weitere News
- #125: Der 125. und letzte
- #124: Gletscher vor 125 Jahren und heute
- #123: Ist das Navi in der Hand der erste Schritt zum betreuten Wohnen?
- #122: In eine neue Welt katapultiert
- #121: How to make health care service provision more equitable and greener
- #120: Unsere Welt ist eine multidimensionale Collage
- #119: Is Tourism the Beginning or the End? Livelihoods of Georgian Mountain People at Stake
- #118: «Wir müssen den Klimawandel systematisch als Risiko mitdenken»
- #117: Andean mountain regions: Fragile sentinels of landscape and cultural transformation
- #116: Temporary streams at the doorsteps of Irchel Campus
- #115: Schneeflocken vom Weltraum aus zählen
- #114: Provokation und Revolte am GIUZ
- #113: Ambitious goals for biodiversity urgently needed!
- #112: "The Eyes Have It!" - Where we look while navigating
- #111: Investigating plants genetic structure from above
- #110: «I see and I remember. I do and I understand.»
- #109: «Für uns, unsere Kinder und Kindeskinder»
- #108: Was macht die Digitalisierung mit unserer Umwelt?
- #107: The role of a developer at GIUZ
- #106: Dem unterirdischen Wasser auf der Spur
- #105: Was der Geographieunterricht zur Bildung im 21. Jahrhundert beitragen kann
- #104: Nepal - Kein Land für alte Leute?
- #103: Klimawandel in der Schweiz: Alles, was du wissen musst!
- #102: Wie Instagram unseren Umgang mit der Natur verändert
- #101: Numbed by navigation technologies: How can we counteract?
- #100: Das ist der 100. Blogbeitrag
- #99: Investigating food sustainability: from production and trade to consumption
- #98: Geographers live in concert - postponed!
- #97: Global Glyphosate: Uneven Geographies of herbicide production and use
- #96: "Pesticides burned grass and know-how"
- #95: Vier Standorte in 125 Jahren
- #94: Dietikon: Vom Bauerndorf zur Stadt
- #93: What is biodiversity?
- #91: Das Schulfach Geographie: heute und morgen
- #90: Funktionale Diversität aus dem Weltraum kartieren
- #89: Adieu ewig’ Eis
- #88: Landschaftsleistungen erlebbar machen
- #87: What is the role of variability in nature?
- #86: The Skin of Chitwan
- #85: Animated flight line collection over Switzerland
- #84: Space, Nature & Society: Wo wir forschen und was wir tun
- #83: Do you know about the 3MT competition?
- #82: An academic career in ecology
- #81: Hunderte Studierende verzaubern den Semesterstart an der Uni Zürich
- #80: Wie bewegen wir uns in Zukunft fort?
- #79: Willkommen im GEO- und ESS-Studium!
- #78: Expedition vom Fenster aus: Wie nimmst du deine Umgebung wahr?
- #77: Mitten in der Pandemie eine historische Pandemie untersuchen
- #76: Das Geoteam stellt sich vor
- #75: How roots influence climate change
- #74: Imaging the earth from above
- #73: Studierende sammeln Daten: Natur, Landschaft und Ressourcen
- #72: Trouvaillen aus dem Archiv
- #71: The fluorescence of phytoplankton from 800 km above
- #70: Der kalte Norden ist auch familiär
- #69: How the COVID-19 pandemic is teaching us to tackle the climate crisis
- #68: Studierende sammeln Daten: Migration, Mobilität und Stadt
- #67: Sommerpause!
- #66: On the art of failing forward
- #65: Die Wasserstadt Zürich mit dem Smartphone entdecken
- #64: Auf den Spuren der ersten Schweizer Polarforscher
- #63: Geistreiche Wortspiele
- #62: Von Gemüse über Milch bis zu Kaffee: Solawis in der Deutschschweiz
- #61: Berner Seeland - quo vadis?
- #60: Intense days on the field course to Val Piora
- #59: Panta rhei - alles fliesst
- #58: Comic Strip Geographies
- #57: Where we come from
- #56: A journey through time with loess deposits
- #55: Schlacht am Morgarten 1315: Wie sah die Landschaft damals aus?
- #54: Berne going green
- #53: Biochar increases rice root architecture
- #52: Velo- und Fussverkehr in der Corona-Zeit
- #51: The impact of Covid-19 from an economic geography perspective
- #50: Why do we create virtual forests?
- #49: Wenn das Eis fehlt: Das Lötschental und seine Zukunft
- #48: Wie Skitouren geplant werden: Big Data gibt Einblicke
- #47: Is there a place for people in protected areas?
- #46: Artenvielfalt im Irchelpark
- #45: Cress, tomatoes and the meaning of the universe
- #44: Scientific games to understand social-ecological system dynamics
- #43: Insight into the WGMS
- #42: Connecting female hydrologists worldwide: an initiative born at GIUZ
- #41: Maximilian schickt dich einkaufen
- #40: Sars-CoV-2 and food producers: who cares?
- #39: The value of water
- #38: Mit Slimy-Masse die Gletscherschmelze illustrieren
- #37: Was machen Geographinnen und Geographen nach dem Studium?
- #36: Geographie-Student Jonathan, der Erdball und die CO2-Männli
- #35: Zwei Studiengänge am Geographischen Institut
- #34: Urban Sustainability as New Financial Fix?
- #33: Stillschweigend im Verborgenen
- #32: Interaktiv und interdisziplinär
- #31: Unpacking the complexity of social-ecological systems
- #30: Der Landschaft lauschen
- #29: Synergien zwischen Homeschooling und Hochschullehre schaffen
- #28: The first fully remote PhD defenses
- #27: Der Weltwassertag fällt ins Wasser
- #26: Die GIUZ Sustainability Task Force
- #25: Was ist Geographie?
- #24: «Geografe nüme schlafe!»
- #23: Auf dem Weg zur 2000-Watt-Gesellschaft
- #22: Spatial genetics for plant-based communities - and much more!
- #21: Strebergärtli - Irchel Garden Project
- #20: Writing papers - a nightmare. Or not?
- #19: Urbanisierte Landschaften - Leben zwischen Natur und Zivilisation
- #18: Atmende Wälder in 3D
- #17: «Wir sind hier, wir sind laut!»
- #16: Was ist EGEA?
- #15: Exploring the future of biodiversity
- #14: Lawinenbulletins in den Alpen: Konsistenz über die Landesgrenzen hinweg
- #13: Ein Kaffee aus der Eiszeit
- #12: Grönland 1912 - und heute!
- #11: «Wir sitzen alle im selben Boot»
- #10: Monitoring und Reduktion von Flugreisen am GIUZ
- #9: Der Verein Geographie Alumni UZH: Ein Forum für alle Geographieinteressierten
- #8: Wissen in Bildern - Informationsdesign heute
- #7: Geographie in Aufruhr
- #6: Gletschermessreihen mit Mayonnaise
- #5: Landkarten im Reduit
- #4: Die Plastiksuppe kartieren
- #3: Neue Abteilung «Space, Nature and Society»
- #2: Wie alles begann
- #1: Alles Gute zum 125. Geburtstag