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Geographisches Institut

Meilen sparen

Rocco Bagutti analysierte in seiner Master­arbeit das Reise­verhalten von Forschenden. Seine mit einem Semester­preis aus­gezeichnete Studie hilft dabei, Lösungen für die Reduktion von Emis­sionen aus Flug­reisen zu finden und wird im UZH-Jahresbericht 2024 vorgestellt.


Rocco Bagutti (Mitte), flankiert von seinen Betreuer:innen Ariane Wenger und Peter Ranacher.

Geographie­student Rocco Bagutti interes­siert sich für nach­haltige Mobilitäts­systeme. Ihm geht es darum, die negativen Umwelt­auswirkungen von Reisen zu mini­mieren. Deshalb schloss er sich im Frühjahrs­semester 2020 der «Air Miles Group» an, deren Mit­glieder die Flüge des Geographischen Instituts unter die Lupe nehmen, um sie so weit wie möglich zu reduzieren. Denn sie wissen um die schädlichen Emis­sionen, deren Folgen für den Klima­wandel und nicht zuletzt um die Aus­wirkungen auf die schmelzenden Gletscher, die gerade am Institut intensiv er­forscht werden.
Dort traf der junge Tessiner auf engagierte Mit­arbeitende: vom Professor über Assistierende bis hin zu Personen aus dem admini­strativen Bereich, die alle am gleichen Strang zogen. Die Air Miles Group nahm mit ihrem An­liegen damals an der UZH eine Pionier­rolle ein. Später wurde sie dafür am Dies academicus der UZH mit dem «Team-Effort-Preis» geehrt, weil sie seit 2017 in unzähligen Stunden Freiwilligen­arbeit die Flug­daten von Mit­arbeitenden und Gästen er­hoben und jährlich publiziert hat.

Ungehobener Datenschatz

Rocco Bagutti er­kannte in den Flug­reisedaten einen un­gehobenen Schatz, der, wissen­schaftlich ausgewertet, dem Institut detail­liertere Informationen liefern könnte. So schlug er vor, in seiner Master­arbeit diese Daten mit statistischen Methoden zu analysieren. Und noch etwas wollte er erfahren: Was waren die Beweg­gründe fürs Fliegen? Unter welchen Bedingungen waren die Mit­arbeitenden des Geographischen Instituts bereit, auf Flüge zu ver­zichten? Welche Alter­nativen nutzten sie?
Die Gruppe reagierte mit grosser Zu­stimmung auf Baguttis Vorschlag. Peter Ranacher, Ober­assistent am Geographischen Institut, ebenfalls Mitglied der Air Miles Group, bot an, die Master­arbeit wissen­schaftlich zu begleiten. Das Thema wurde auch von Geographie­professor Michael Zemp an­genommen. «Es hat mich enorm motiviert, etwas zu tun, was für das Geographische Institut von Interesse ist», sagt Rocco Bagutti.

Mit dem Kopf in den Wolken – wortwörtlich: Rocco Bagutti auf dem Dach des Geographischen Instituts am Standort Irchel.

Quantitative und qualitative Daten unter einem Hut

Bei der Planung seiner Arbeit ging Rocco Bagutti Schritt für Schritt vor. Zu­nächst wertete er die am Institut gesam­melten Flugdaten statistisch aus. Mit Hilfe eines geo­grafischen Informations­systems (GIS) visualisierte er die Flug­verkehrs­ströme in Form von Grafiken, er­stellte zeitliche und räumliche Mobilitäts­muster und kombinierte danach die Flug­daten mit den Er­gebnissen einer Online-Befragung aller wissen­schaftlichen Mit­arbeitenden des Geographischen Instituts.

Um heraus­zufinden, welches Potenzial ver­schiedene Reduktions­massnahmen haben, reichte ein einziger methodischer Zugang nicht. Rocco Bagutti bediente sich des­halb des sogenannten Multi Methoden-Ansatzes, der besonders anspruchs­voll ist, wie Betreuer Peter Ranacher betont. Das technische und daten­wissenschaftliche Know-How erwarb Rocco eigen­ständig, dabei suchte und fand er auch ausser­halb des Geographischen Instituts Unter­stützung. Ariane Wenger, Umwelt­wissenschaftlerin an der ETH Zürich, hatte sich in ihrer Dis­sertation im Zusammen­hang mit dem Flugreisen-Projekts der ETH Zürich, mit der Reduktion aka­demischer Flugreisen be­fasst. Auf Wengers Expertise konnte Rocco Bagutti zurück­greifen.  

Dynamik wissenschaftlicher Karrieren verstehen

Mit statis­tischen Verfahren erhielt Rocco ein genaues Bild davon, wie häufig wohin ge­flogen wird. Um er­gänzend dazu heraus­zufinden, welche Meinungen die Forschenden des Geographischen Instituts zur Reduktion von Flugreisen haben, führte er eine Mitarbeitenden­befragung durch. Er erhielt dadurch vertiefte Einblicke in die Dynamik wissen­schaftlicher Karrieren und er­kannte, wie wichtig inter­nationale Be­ziehungen in der akademischen Welt sind. «Nicht nur zur Durchführung von Forschungs­projekten sind Reisen nötig, sondern zum Beispiel auch fürs Net­working an Kongressen», sagt er. Unter anderem konnte er in seiner Studie zeigen, in welchen Fällen virtuelle Kommuni­kation bevorzugt wird und in welchen eher Treffen von Ort.

«Rocco Bagutti hat im Rahmen seiner Master­arbeit eine wissen­schaftliche Studie er­stellt, die sehr hohen An­sprüchen gerecht wird und auch länger­fristig von hohem praktischen Wert ist», sagt Betreuer Peter Ranacher. «Wer eine Master­arbeit so um­sichtig plant, so präzise durch­führt und so professionell aus­wertet, hat einen Semester­preis auf jeden Fall verdient», sagt er.

«Für die Reduktion der Flug­reisen an der UZH war Roccos Studie von grossem Nutzen», sagt Ranacher. Die Studie diente einer­seits als Grund­lage für die Dokumentation der Gründe für Flugreisen am Geographischen Institut und half anderer­seits der UZH dabei, Lösungen zu finden, wie Flug­reisen reduziert werden können, ohne Forschungs­projekte und wissen­schaftlichen Karrieren zu be­einträchtigen. Dank ihrer Veröffent­lichung erbrachte die Studie zudem einen wertvollen Beitrag zur wissen­schaftlichen Literatur. Die Flugreisen am Geographischen Institut und die daraus ent­standenen Emissionen haben sich in den letzten Jahren deutlich reduziert, wie aus den jährlichen Berichten hervor­geht. So flogen Instituts­angehörige im Jahr 2023 um 30 Prozent weniger als in der Referenz­periode 2017-2019.

Bis 2024 war Rocco Bagutti Mitglied der Sustainability Task Force am Geographischen Institut. In­zwischen hat er sein Studium abge­schlossen und arbeitet beim Bundes­amt für Strassen.

UZH Jahresbericht 2024: Preise gewinnen

Glänzende Leistungen verdienen besondere An­erkennung: Die UZH zeichnet heraus­ragende Arbeiten von Studierenden mit einem Semester­preis aus.

 

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