«Die Schwächung der Berge ist irreversibel»
Für den Glaziologen und emeritierten Professor für Physische Geographie Wilfried Haeberli ist absehbar: Bergstürze werden sich in der Schweiz bald jährlich ereignen, weil die Erwärmung des Permafrosts zunimmt. Kann man lernen, mit diesem Risiko zu leben?

WOZ: Nach dem Bergsturz von Blatten letzte Woche war von einem «Jahrhundert-», sogar von einem «Jahrtausendereignis» die Rede. Stimmt diese Einstufung aus Ihrer Sicht als Glaziologe?
Wilfried Haeberli: Ja und nein. Die Einstufung trifft vom Schadensbild her zu: Die Auslöschung eines jahrhundertealten Bergdorfs wie Blatten passiert äusserst selten. Doch wenn man sich das physikalische Phänomen anschaut, dann war das Ereignis weder ausserordentlich noch einzigartig. Da gibt es noch viel grössere natürliche Vorgänge: Bergstürze mit hundert Millionen Kubikmeter Material und mehr, die in Bewegung geraten. Im Lötschental waren es mehrere Millionen.
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WOZ, 05.06.2025

«Der Permafrost beeinflusst die Gesteinsfestigkeit und die Durchlässigkeit für Wasser. Jedes Kind weiss, dass man im Sandkasten keine Burgen bauen kann, wenn der Sand gefroren ist.»
Bild: Monika Flückiger / WOZ