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Geographisches Institut

#14: Lawinenbulletins in den Alpen: Konsistenz über die Landesgrenzen hinweg

Regionale und nationale Warndienste erstellen tägliche Lawinenbulletins. Die Beschreibung der Gefahrenstufen lässt Spielraum für Interpretation. Sprechen die Lawinenwarndienste der Alpen die gleiche Sprache?

Lawinengefahr, entsprechend der Europäischen Lawinengefahrenskala, während vier Winter im Alpenraum. Schwarze Grenzen entsprechen den Grenzen zwischen Lawinenwarndiensten, weisse Linien den Grenzen der Teilgebiete innerhalb eines Warndienstes.

In den Alpen werden während des Winters täglich Informationen zur aktuellen Lawinensituation veröffentlicht. Die Lawinenbulletins werden von dreissig regionalen, nationalen oder militärischen Lawinenwarndiensten erstellt.

Eine dabei für alle Warndienste gültige Richtlinie ist die Kommunikation der Lawinengefahr entsprechend der europäischen Lawinengefahrenskala. Diese wurde schon vor über 25 Jahren mit dem Ziel eingeführt wurde, die Lawinenprognosen im Alpenraum einheitlicher zu machen. Gleiche Begriffe sollten gleiches bedeuten. Allerdings ist die qualitative Beschreibung der fünf Gefahrenstufen kurz und lässt Spielraum für Interpretation. Erschwerend kommt hinzu, dass die Lawinengefahr nicht gemessen und somit auch nicht wirklich objektiv verifiziert werden kann. Es stellte sich also die Frage:

Sprechen die Lawinenwarndienste der Alpen die gleiche Sprache?

Wir haben untersucht, wie oft sich unmittelbar benachbarte Regionen unterscheiden, innerhalb des Prognosegebiets eines Warndienstes und über dessen Grenzen hinweg. Wir fanden heraus, dass sich die Gefahrenstufe unmittelbar aneinandergrenzender Regionen an rund einem Drittel der Tage über Landes- oder Warndienstgrenzen hinweg unterschied. Zudem war die Gefahrenstufe einiger Warndienste eher mal höher als die ihrer Nachbarn, augenfällig beispielsweise, wenn man die Prognosen des Schweizer Bulletins mit den französischen Produkten verglich. Schneeklimatische Unterschiede und markante Gebirgsketten konnten nur einen Teil dieser Unterschiede erklären. 

Wie weiter?

Diese Analyse zeigte erstmals quantitativ, dass es Unterschiede in der Anwendung der Gefahrenstufen gibt. Damit bildet diese Studie eine wichtige Diskussionsgrundlage für die Arbeitsgruppe der Europäischen Lawinenwarndienste (EWAS), welche das Ziel hat, die Lawinenprognosen europaweit zu harmonisieren.

Weiterführende Informationen:
Techel, F., Mitterer, C., Ceaglio, E., Coléou, C., Morin, S., Rastelli, F., and Purves, R. S.: Spatial consistency and bias in avalanche forecasts - a case study in the European Alps, Nat. Hazards Earth Syst. Sci., 18, 2697-2716.

Frank Techel, Ross Purves

Weiterführende Informationen

Geocomputation

Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF

Europäische Lawinengefahrenskala