Den Puls des Kantons Zürich messen
Aus den vielen, frei verfügbaren Daten von Ämtern und Organisationen Indikatoren für gesellschaftliche, ökonomische und ökologische Veränderungsprozesse zu entwickeln, das ist das Ziel des DIZH Public Data Lab. Dafür haben Forschende der UZH und der Zürcher Hochschule der Künste mit dem Statistischen Amt des Kantons Zürich und dem Verein Opendata.ch zusammengespannt. Kürzlich fand die feierliche Eröffnung statt.
Verantwortungsvolle politische Entscheidungen basieren auf evidenzbasierten Erkenntnissen. Doch gesellschaftliche Veränderungen seien sehr komplex, sagte Regierungsrätin Jacqueline Fehr in ihrer Eröffnungsrede. Als Vorsteherin der Direktion der Justiz und des Innern ist sie für das Statistische Amt des Kantons Zürich verantwortlich. «Die Glaubwürdigkeit der Statistik ist ein zentrales Gut der Demokratie.» Dafür brauche es Ressourcen, Transparenz und Dialog.
Hier kommt das DIZH Public Data Lab ins Spiel. Es bringt Partner:innen aus vier Institutionen zusammen: das Statistische Amt des Kantons Zürich, Opendata.ch, die Universität Zürich und die Zürcher Hochschule der Künste. Das DIZH Public Data Lab wird in den nächsten vier Jahren sogenannte Indikatoren entwickeln, um komplexe Daten zusammenzufassen, zu vereinfachen und zu kommunizieren.
Ross Purves, Professor für Geographische Informationswissenschaften an der Universität Zürich, ist der Initiator des Public Data Labs und erklärte den Mehrwert von Indikatoren. «Indikatoren fassen Daten, die zu einem bestimmten Zweck erhoben wurden, zusammen.» Ein Beispiel sei der Indikator für potenzielle Energiearmut in der Schweiz, der im Rahmen einer Masterarbeit entwickelt wurde. Indikatoren lassen sich wiederholt messen oder berechnen, und so miteinander oder mit einem Zielwert vergleichen.
Ein Podiumsgespräch mit Vertreter:innen der beteiligten Institutionen gab weitere Einblicke. Andrea Schnell, Co-Leiterin des Statistischen Amtes des Kantons Zürich, Karin Schwiter, Professorin für Arbeitsgeographie am Geographischen Institut der UZH, Marcel Bleuler, Leiter des Instituts für Contemporary Art Research an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK), und Ralph Straumann, Leiter Data Science, Mitglied der Geschäftsleitung bei EBP und des Beirats des Public Data Lab, diskutierten einige der Fragen, die das Public Data Lab antreibt: Wer bleibt in den Statistiken unsichtbar? Wo kommt die Kunst ins Spiel? Wo und wie entstehen überhaupt Daten, wer stellt sie zur Verfügung?
Zum Abschluss wandelte die Künstlerin und Informatikerin Valentina Vuksic Datenverarbeitungsprozesse in eine Soundperformance um.
Fotos: Guillaume Musset, ZHdK
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