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Geographisches Institut

Welcher Schweizer Park ist dein liebstes Erholungsziel?

Wenn du es nicht weisst, liegt es vielleicht daran, dass du (noch) nicht alle zwanzig besucht hast? Zum Glück musst du deine kostbare Freizeit nicht dafür verwenden, deinen Lieblingspark empirisch zu ermitteln. Eine kürzlich erschienene Publikation hilft dir dabei: Ein Forschungsteam des Geographischen Instituts hat basierend auf sogenanntem «user generated content», also nutzergenerierten Inhalten von sozialen Medien, Profile der Schweizer Pärke von nationaler Bedeutung erstellt.

  • Park Beverin

    Park Beverin. (Bild: Franziska Komossa)

  • Park Beverin

    Park Beverin. (Bild: Franziska Komossa)

  • Park Beverin

    Park Beverin. (Bild: Franziska Komossa)

Das Team, bestehend aus Franziska Komossa, Daniela Mariño, Annina Michel und Ross Purves, verwendete öffentlich zugängliche nutzergenerierte Inhalte von Flickr, um «Parkprofile» aus Sicht der Besuchenden zu erstellen. Diese geben Einblicke in die räumlichen Entscheidungen und Präferenzen der Parknutzer:innen und machten es möglich, verständliche Parkprofile für Schutzgebiete in der Schweiz zu entwickeln. «Leicht interpretierbare Parkprofile sind nicht nur für Erholungssuchende praktisch, um den richtigen Park für sich zu finden. Auch bieten sie Landschaftsplaner:innen zusätzliche Instrumente zur Entwicklung von Strategien, die auf der Vielfalt der Erholungsnutzung basieren», sagt Franziska Komossa, Postdoc am Geografischen Institut.

Daniela Marino, Doktorandin in der Geocomputation Gruppe, fügt hinzu: «Unsere Studie ist im Schweizer Kontext besonders relevant. Es mangelt an öffentlich zugänglichen Daten, die einen Vergleich zwischen den Schweizer Pärken ermöglichen. Nur in einzelnen Pärken, z.B. im Schweizerischen Nationalpark und in der UNESCO Biosphäre Entlebuch, werden die Besucher:innenzahlen erfasst.»

Wie können wir die Pärke vergleichen?

Das Team erstellte Parkprofile auf der Grundlage von drei Dimensionen, um zu zeigen, wie vielfältig die Freizeitnutzung der Pärke ist.
•    Nutzer:innen: Woher kamen die Besucher:innen? Von innerhalb oder ausserhalb des Parks, handelt es sich um einheimische oder internationale Besucher:innen?
•    Zeit: Wann wurden die Fotos aufgenommen? Welche Jahreszeit oder Wochenzeit ist in den verschiedenen Pärken mehr oder weniger beliebt?
•    Raum: Wie erleben die Erholungssuchenden die Landschaft? Fotografieren sie besonders gern bestimmte Landschaften, z. B. Wälder? Steht das im Zusammenhang mit dem tatsächlichen Anteil dieses Landschaftstyps in dem jeweiligen Park?

Werden Pärke wirklich unterschiedlich genutzt?

«Ja, die Nutzung der Pärke unterscheidet sich in den drei verschiedenen geografischen Regionen der Schweiz: Jura, Mittelland und Voralpen, sowie Alpen», sagt Annina Michel, Forschungsgruppenleiterin «Landscape and Conservation Social Sciences». Alpine Pärke zeichnen sich durch ihre Abgeschiedenheit aus - oder umgekehrt - durch ihre eingeschränkte Zugänglichkeit. Zugängliche Orte werden insbesondere von Anwohner:innen in ihrem Alltag aufgesucht und eignen sich für Tagesausflüge. Dies zeigt sich auch in der saisonalen Nutzung der Pärke. Der Naturerlebnispark im peri-urbanen Raum und die beiden an das zentrale Plateau angrenzenden Pärke werden unabhängig von den Jahreszeiten gleichmässig besucht. Nur einer der eher abgelegenen Pärke, der Landschaftspark Binntal, wurde an allen Wochentagen gleich oft besucht. Dies deutet darauf hin, dass es sich nicht um gelegentliche Tagesausflüge oder Wochenendbesuche handelt, sondern um längere Ferien-Aufenthalte in dieser Region.

Ross Purves, Professor der Geocomputation Gruppe betont: «Wir müssen jedoch vorsichtig sein. Unsere Ergebnisse für den Landschaftspark Binntal basieren auf nur 195 Nutzer:innen. Das ist eine wichtige Limitation unserer Arbeit und generell jeder Forschungsarbeit, die auf Inhalten aus sozialen Medien basiert. Die Nutzer:innen nehmen im Allgemeinen nur eine relativ geringe Anzahl von Bildern auf, und es gibt wenige Langzeitserien.»

Profile für den Jurapark Aargau, den Parc naturel régional Gruyère Pays-d'Enhaut und den Naturpark Beverin basierend auf den drei Dimensionen Nutzer:innen, Zeit und Raum.
Profile für den Jurapark Aargau, den Parc naturel régional Gruyère Pays-d'Enhaut und den Naturpark Beverin basierend auf den drei Dimensionen Nutzer:innen, Zeit und Raum.

Mit sozialen Medien weltweit die Parknutzung überwachen?

Im weiteren Sinne kann die Studie als Grundlage für künftige politische Richtlinien zum Schutz und zur Förderung der nachhaltigen Nutzung von Pärken nationaler Bedeutung sowie zur Eindämmung des Verlusts der Biodiversität dienen. Damit steht sie im Einklang mit dem Ziel 15 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen.

Die Verfügbarkeit von Daten in sozialen Medien ist jedoch nicht überall auf der Welt gleich. Nicht alle Plattformen sind für diese Art von Analyse geeignet, und auch nicht alle bieten z.B. geografische Informationen. Einige Plattformen sind beliebter als andere und ihre Nutzer:innengruppen unterscheiden sich. Wichtig ist jedoch, dass diese Daten von privaten Unternehmen kontrolliert werden und der Zugang über Nacht verschwinden kann.

«Langfristig wären partizipative Projekten unter Verwendung von Open Data und Citizen Science eine nachhaltigere und effektivere Lösung zur Erstellung solcher Profile», sagt Franziska Komossa.

Literatur

Komossa, F., Mariño, D., Michel, A. H., & Purves, R. S. (2023). Find the one you like! Profiling Swiss parks with user generated content. Journal of Outdoor Recreation and Tourism, 100673. https://doi.org/10.1016/j.jort.2023.100673

Weiterführende Informationen

Contact

Franziska Komossa, Dr.
Geocomputation
Department of Geography, UZH

Tel.: +41 44 63 55217
E-Mail