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Literatursuche

Literatursuche

Relevante, gute Literatur ist für das Gelingen einer wissenschaftlichen Arbeit zentral. Keine wissenschaftliche Arbeit kommt ohne Bezugnahme auf bereits Erforschtes aus, da es keinen Sinn macht, das Rad jeweils neu zu erfinden. Deshalb ist bei der Literatursuche möglichst geplant und systematisch vorzugehen. Einerseits wird so die Gefahr eingeschränkt, nur wenig brauchbare, einseitige Literatur zu finden, andererseits wird der Zeitaufwand reduziert oder kann zumindest besser abgeschätzt werden.

Bei jeder Literatursuche, insbesondere aber für Bachelor- und Masterarbeiten, ist es lohnenswert, sich zuerst Gedanken darüber zu machen, was man genau sucht und wie die Suche strukturiert werden soll. Denn eine unkoordinierte, unfokussierte Suche führt zu grossen Zeitverlusten und erschwert es, den Überblick über ein neues Thema zu gewinnen. Mit dem Zugang zu elektronischen Zeitschriften und Datenbanken sind die Zeiten vorbei, in denen man sagen musste: «Es gibt keine Literatur zu meinem Thema.»

Eine unfokussierte Literatursuche ist ineffizient.

Vorgehen bei der Literatursuche

Thema definieren

Vor der eigentlichen Literatursuche (vgl. Hart 2001: 23) sollten die zentralen Themenkomplexe bestimmt werden, obwohl zu diesem Zeitpunkt die Menge und Qualität der Literatur noch nicht abgeschätzt werden kann. Es ist zu überlegen, welche Fachdisziplinen sich damit beschäftigen, welche Zugänge bestehen und welche Art von Fachliteratur bearbeitet werden soll.

Grenzen des Themas überdenken

Die Grenzen eines zu erschliessenden Themas sollten unbedingt schon bei der Literatursuche miteinbezogen werden. Sonst sieht man sich mit einer Menge unfokussierter, weitläufiger Literatur konfrontiert, deren Durchsicht unverhältnismässig viel Zeit in Anspruch nimmt.

Wichtigste Literaturhinweise identifizieren

Hilfreich sind Abstracts, Bibliographien und Hinweise aus anderen Quellen (Wörterbücher, Jahrbücher, Verzeichnisse etc.). Zu vielen Themen sind in und über Bibliotheken Bibliographien und Datenbanken erhältlich (z.B. Länderbibliographien, Fachbibliographien). Anzustreben ist dabei grösstmögliche Aktualität.

Literaturverwaltung überlegen

Es ist sinnvoll, schon vor der Durchsicht festzulegen, in welcher Form die Literatur und die Literaturhinweise gespeichert werden sollen. Vor allem bei längeren Arbeiten lohnt sich ein eigenes System der Literaturverwaltung. Von Beginn an ist auf Vollständigkeit der Hinweise zu achten, auch wenn Qualität und Wichtigkeit der Quellen nicht sofort eingeschätzt werden können. Ein nachträgliches Vervollständigen und erneutes Suchen ist ausserordentlich mühsam und besser zu vermeiden.

Das System für Literaturverwaltung muss nicht unbedingt auf elektronischen Hilfsmitteln basieren, auch Karteikarten sind vor allem für kleinere Arbeiten sinnvoll (vgl. Abb. 7). Für die elektronische Literaturverwaltung sind verschiedene (kommerzielle und offenzugängliche) Programme erhältlich wie z.B. Mendeley, Zotero, EndNote, Citavi oder BibTex.

Legendär ist der «Zettelkasten» des Soziologen Niklas Luhmann, der viele seiner Artikel unter Rückgriff auf seine kreuzreferenzierten Karteikärtchen schrieb.

Abb. 7: Beispiel für eine Karteikarte Abb. 7: Beispiel für eine Karteikarte

«Zotero» (‹https://www.zotero.org/›) ist z.B. eine kostenlose Erweiterung für den Firefox-Browser, mit der bibliografische Ressourcen verwaltet werden können. Zotero ist eine benutzerfreundliche Hilfe um bibliographische Ressourcen zu sammeln, zu ordnen und zu zitieren und ist direkt im Web-Browser integriert. Auf vielen Websites findet Zotero die Literaturangaben automatisch, die dann per Mausklick in die eigene Literatursammlung übernommen werden können. Wenn Zotero die Angaben nicht automatisch findet, lassen sie sich auch manuell eintragen.

Quellen auflisten, nach denen man suchen möchte

Quellen, die man zu suchen beabsichtigt, werden am besten vollständig aufgelistet, und zwar nach ihrer Relevanz für die Arbeit. Es empfiehlt sich, mit der allgemeinen Suche z.B. in Enzyklopädien, Bibliothekskatalogen und allgemeinen Datenbanken zu beginnen und erst dann spezifische Literatur zu suchen.

Resultate der Suche festhalten

Es ist angebracht, über die Resultate der Durchsicht möglichst vollständig Buch zu führen. Auch über Quellen, die zu Beginn der Arbeit als wenig relevant betrachtet werden, sollten Angaben zu angeschnittenen Themen, theoretischen Zugängen und wichtigen Begriffen gemacht werden. Zu einem späteren Zeitpunkt kann sich das als sehr zeitsparend auswirken, da alle gesichteten Quellen bereits eingeordnet worden sind.

Im Laufe des Studiums kann man sich ein eigenes System der Literaturverwaltung aneignen.

Tipp/Aufgabe ‹Mendeley›
Wir empfehlen Ihnen, Ihre Literatur mit ‹Mendeley› zu verwalten. Auf der Seite ‹https://www.mendeley.com› können Sie sich kostenlos einen Zugang erstellen.

Speichern Sie die Texte aus den Folgeaufgaben in Ihrem Konto.

Weitere Informationen, Anleitungen und Hilfen zu ‹Mendeley› finden Sie auf der Seite ‹Literaturverwaltung› der GIUZ-Bibliothek.

Literaturquellen

Es gibt inzwischen eine Vielzahl von Möglichkeiten an wissenschaftliche Literatur heranzukommen. Das Internet hat im Zeitalter globaler Informationsströme an Bedeutung gewonnen und Internet-Such-Maschinen werden immer wichtiger. Der herkömmliche Weg führt jedoch zunächst in die Bibliothek.

Bibliotheken

Die meisten Bibliotheken sind frei zugänglich und nicht kostenpflichtig. Um Zugang zu den Bibliotheken von IDS (Informationsverbund Deutschschweiz) und NEBIS (Netzwerk von Bibliotheken und Informationsstellen in der Schweiz) zu erhalten ist nur ein – entweder von einer IDS oder NEBIS-Bibliothek ausgestellter – Ausweis, bzw. die Legitimationskarte der Universität oder ETH Zürich nötig.

Nebst den Leihbeständen, die wie der Name sagt, ausgeliehen werden dürfen, verwalten viele Bibliotheken auch Präsenzbestände, die lediglich vor Ort nutzbar sind.

Oft leiden Bibliotheken unter Raummangel, so dass nur ein Bruchteil des Bestandes der Bibliothek zugänglich ist (Magazine, Freihandbereich). Der Grossteil des Bestandes lagert in Magazinen, aus denen die Medien bestellt werden (Baade et al. 2005: 66).

Nachschlagewerke

Nachschlagewerke, Enzyklopädien, Lexika etc. nennen zu einem bestimmten Stichwort häufig «Klassiker», die sich mit einem Themenschwerpunkt befassen und sind so Quellen für einen Ersteinstieg in ein Thema. Als Einstieg eignen sich auch Internetlexika wie Wikipedia, allerdings nur als Einstieg, da man nicht davon ausgehen kann, dass deren Inhalte geprüft und stichhaltig sind. Viele Institute akzeptieren Wikipedia nicht als eine für wissenschaftliches Arbeiten geeignete Quelle. Eine Liste von Online-Lexika und Nachschlagewerke ist auf ‹https://www.hbz.uzh.ch/de/literatur-finden-nutzen/e-medien-wichtigste-titel.html?Geographie&Studierende&Nachschlagewerk› zu finden.

Fachzeitschriften

Fachzeitschriften zeigen meistens neueste Ansätze und Ergebnisse in einem Forschungsbereich auf. In ihnen wird der aktuelle Stand der Forschung dokumentiert. Sie dienen WissenschaftlerInnen als Diskussionsforum und als Möglichkeit, Forschungsergebnisse in einer frühen Phase der Auswertung zu publizieren. Zu vielen Fachzeitschriften gibt es Jahrgangsverzeichnisse, die nach Themenbereichen oder nach Stichworten geordnet sind. Die Sichtung der Zeitschriften kann einerseits direkt am Standort der Zeitschrift oder über Bibliographien und Datenbanken erfolgen (Baade et al. 2005: 71).

Bibliographien

Bibliographien sind «Bücher über Bücher». Sie sind ähnlich wie Bibliothekskataloge organisiert und heutzutage in der Regel als Datenbanken über Publikationen vorzufinden (Baade et al. 2005: 69). Sie enthalten Literatur über bestimmte Themenbereiche und geben dadurch einen raschen Überblick über die dazu vorhandene Literatur.

Aufgabe zur Prüfung von Wikipedia-Artikeln
Testen Sie mit ‹Wikibu› ‹https://www.wikibu.ch› mindestens fünf beliebige Artikel auf ihre Zuverlässigkeit. Machen Sie sich Gedanken über die Verwendbarkeit der Artikel.

Tipp: Schauen Sie sich die Erläuterungen unter ‹Was ist Wikibu› an.

Hier finden Sie Lösungsbeispiele

Sehr gute ‹Wikibu›-Bewertungen haben die Artikel ‹Eisen› (8/10 Punkte) und ‹Wasserstoff› (10/10).

Eine schlechte Bewertung hat der Artikel ‹Handlungstheorie (Soziologie)› erhalten (4/10 Punkte). Dieser Artikel ist sehr kurz und hat keine Quellennachweise.

Achtung! Auch wenn ‹Wikibu› ein gutes Ergebnis liefert, ist Wikipedia dennoch mit Vorsicht zu verwenden!

Bibliothekskataloge

Ein Katalog ist ein alphabetisch oder sachlich geordnetes Verzeichnis über den Medienbestand einer bestimmten Bibliothek. In Bibliotheken trifft man auf Kataloge in Form von Karteien, Mikrofilmen oder EDV-gespeicherten Datensätzen. Alphabetische (auch: Nominal-, Autoren-, Formal-) Kataloge ordnen die Werke in der alphabetischen Reihenfolge der AutorInnen. In Sachkatalogen trifft man Schlagwortkataloge (Einordnung der Werke nach Schlagwörtern) und Systemkataloge (Einordnung nach Sachgebieten). Durch die elektronische Datenverarbeitung treten heutzutage vermehrt Kreuzkataloge auf, in denen eine Kombination von Autorenname, Schlagwort (ein thematischer Überbegriff; nicht unbedingt ein Wort aus dem Titel) und Stichwort (zentraler Begriff aus dem Titel) gesucht werden kann. Durch diese neuen Datenbankstrukturen der Kataloge verliert die Unterscheidung zwischen alphabetisch geordnetem Autorenkatalog und Schlagwortkatalog zunehmend an Bedeutung (vgl. «Suche in Bibliothekskatalogen»).

Da bis heute ältere Literatur zum Teil (noch) nicht elektronisch erfasst ist, dürfen Zettelkataloge nicht vernachlässigt werden.

«Schneeballsystem»

Bei dieser Vorgehensweise durchforstet man die Literaturlisten von möglichst neuen, möglichst umfassenden Werken zu einem Thema nach AutorInnen, Büchern, Zeitschriften etc., welche häufig zitiert werden und die möglicherweise richtungweisende Ansichten enthalten. Bei diesem System besteht jedoch die Gefahr, in einen «Zitierzirkel» zu geraten, indem sich die beigezogenen AutorInnen ständig gegenseitig selber zitieren und andere, unter Umständen bessere oder kontroverse Gedanken nicht beachtet werden.

Mit dem Schneeballsystem kommt man schnell vorwärts, läuft aber auch Gefahr, in einen Zitierzirkel zu geraten.

Schriftenverzeichnisse

Hochschulen, aber auch Archive und Bibliotheken, geben regelmässig Verzeichnisse neu publizierter oder neu angeschaffter Schriften heraus (auch online zugängliche).

Zeitungsarchive

In Zeitungsarchiven (z.B. NZZ-Archiv) kann man oft aktuelle, eher wenig fundierte Artikel zu einem Thema finden. Die Beanspruchung eines Archivs ist aber in vielen Fällen zeit- und kostenaufwändig. Allerdings gewinnen Online Datenbanken zunehmend an Bedeutung, da viele Tages- und Wochenzeitungen ihr Archiv vermehrt auf diese Weise anbieten. So wird die Recherche von Artikeln zu einem bestimmten Stichwort einfacher und schneller (vgl. «Suchmöglichkeiten in Bibliographien und Datenbanken»).

ExpertInnen

ExpertInnen können in vielen Fällen – sofern sie wollen und Zeit haben – Auskunft geben über zentrale Werke eines Fachbereichs, über spezielle, auch «graue» Literatur oder über neu erschienene Werke. Ein ExpertInnengespräch lohnt sich jedoch erst, wenn man sich bereits in ein Thema eingelesen hat und «weiss, was man will».

Interessenorganisationen

Zu vielen Themenbereichen bestehen Interessenorganisationen, die als Teil ihrer Öffentlichkeitsarbeit Literaturlisten üblicherweise kostenlos erstellen. Meistens besitzen sie zudem eine themenspezifische Bibliothek, die – evtl. nach Voranmeldung – öffentlich zugänglich ist oder führen eine Webseite.

Buchhandlungen

Der Kauf von Büchern empfiehlt sich meist nur bei intensivem Gebrauch (z.B. Lehrbücher, Grundlagenwerke) und ist eine Frage des Budgets und der Lagerkapazitäten.